Saxophonistin, Sängerin oder Lehrerin

In letzter Zeit werde ich häufig gefragt, was eigentlich der für mich wichtige oder bedeutende Unterschied zwischen meinem Job als Lehrerin und dem als Sängerin bzw. Saxophonistin ist. Ich muss bei der Frage meistens grinsen und an mein Referendariat denken, denn das, was ich dort mit auf den Weg bekommen habe, beschreibt es wohl am besten:

Nach jeder Unterrichtsstunde musste ich mit meinem Mentor und/oder meinen Studienleiterinnen genau analysieren, was die Stunde für die Schüler/innen an Mehrwissen gebracht hat. Ob ich meine Hauptintention erreicht habe, wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht. Und ich habe jede Menge an Tipps bekommen, die ich in den Gesprächen unter Zeitdruck mitschreiben musste: Kein Lehrerecho. Häufigerer Wechsel meines Standorts während Erläuterungen. Neben Smartboard trotzdem noch die Tafel einsetzen. Stetige Rückmeldung der Schüler einfordern, ob es noch Unklarheiten gibt. Mesut und Melissa nicht mehr nebeneinander sitzen lassen. Giovanni den häufigen Toilettengang nicht mehr erlauben. Meine Hände nicht in die Hüften stützen. Die Zeit im Auge behalten. Analysieren, wer die leistungsstärkeren Schüler sind und für diese mehr Materialien vorbereiten und stets einsatzbereit halten. In Diskussionen nur die Moderatoren-Haltung einnehmen, aber trotzdem den roten Faden beibehalten. Die Reflexion der Stunde am Schluss nicht vergessen. Feedback der Schüler einfordern, ob ihnen die Stunde auch Spaß gemacht hat…

Als ich das erste Mal als Sängerin und Saxophonistin nicht mit kompletter Band, sondern mit einem DJ auf der Bühne stand – ich erinnere mich genau, dass es DJ Wolf Kolster und der Gig in Hannover war – fragte ich vor dem Auftritt – geprägt von meinen Erfahrungen im Referendariat: „Hey Wolf! Was gibst du mir für heute Abend an Tipps für das Publikum mit auf den Weg?“ – Wolf grinste und sagte: „Hab Spaß!“

Dieser Tipp war wohl der prägnanteste und trotzdem beste, der mir je mitgegeben wurde – nicht nur als Saxophonistin! Und ich beherzige ihn heute noch! Denn nur wenn ich selber als Sängerin und Saxophonistin Spaß habe, kann ich mein Publikum damit anstecken. Wenn ich mich irgendwo – sei es vor einer Schulklasse oder vor einem großen Partypublikum – unter Druck setze, kann ich nur verlieren.

Mittlerweile habe ich Wolfs Tipp auch mit ins Klassenzimmer genommen. Denn gerade bei dem ganzen Druck, den die Schüler/innen während ihrer Schulzeit aufgehalst bekommen, sollte der Spaß niemals zu kurz kommen! Natürlich muss man bei mir im Unterricht auch Notenwerte, Noten und Rhythmen lernen. Aber der entscheidende Unterschied: Wenn es Spaß macht, passiert dieses Lernen ganz nebenbei!